Vilém Flusser Residency for Artistic Research 2019: Luiza Prado de O. Martins

27.02.2019
Luiza Prado de O. Martins, 2019

Vilém Flusser Residency for Artistic Research 2019: Luiza Prado de O. Martins

Luiza Prado de O. Martins, 2019
Luiza Prado de O. Martins, 2019

In ihrem Projekt diskutiert Luiza Prado de O. Martins gemeinsam mit Mitgliedern marginalisierter Gruppen aus nördlichen Nationen und dem globalen Süden Verschränkungen zwischen Klimawandel, Reproduktion, Abstammungs- und Zukunftsgeschichten, Land und Zugehörigkeit sowie radikalen Formen der Fürsorge.

Für das Vilém Flusser Residency Program for Artistic Research 2019 hat die Jury, bestehend aus den Juror*innen Kristoffer Gansing, Baruch Gottlieb und Maren Hartmann, Luiza Prado de O. Martins mit ihrem Projekt “The Councils of the Pluriversal: Affective Temporalities of Reproduction and Climate Change” ausgewählt.

Während ihrer Residency beruft Prado “Councils of the Pluriversal” ein – eine Reihe von Veranstaltungen mit Aktivist*innen, Künstler*innen, Denker*innen und den Ältesten marginalisierter Gruppen aus nördlichen Nationen und dem globalen Süden, um Verschränkungen zwischen Klimawandel, Reproduktion, Herkunfts- und Zukunftsgeschichten, Land und Zugehörigkeit sowie radikalen Formen der Fürsorge zu diskutieren. Prados Praxis aktiviert die oft unsichtbaren Gegen-Geschichten der Ausbeutung aus dem Globalen Süden sowie von unterrepräsentierten Communities in nördlichen Nationen.

Besonders beeindruckt war die Jury von Prados poetisch-politischem Ansatz, demzufolge Exzess eher einen Grund für neue Fürsorge- und Solidaritäts-Praktiken schafft als Konsens. Prado enagagiert sich stark für emanzipatorisches und ermächtigendes Handeln, insbesondere für indigene Frauen in Brasilien. Im Zusammenhang mit dem reaktionären politischen Wandel – nicht nur in Brasilien, sondern in ganz Europa und auf der ganzen Welt – der vor allem Frauen und Minderheiten betrifft, hält es die Jury für besonders wichtig, Forschung in dieser Richtung zu unterstützen.

Flussers Worte von 1967 sind noch immer aktuell: “The north_south division (whether it articulates itself as conversation or conflict) will profoundly modify the structure of technological society. It will also, no doubt, the scientific outlook on the world. Other views on the world will penetrate it. A new state of affairs will come about, in which quite a lot will be left to surprise, to act upon and quite a lot will be left to desire. How much surprised the technological world will be, how much it will be asked to act, and how much will be left to desire, that is the problem of the immediate future.” (Vilém Flusser, Existential Thought in Brazil)

Luiza Prados Projekt verweist auch auf eine vielversprechende feministische Kritik an Flussers emanzipatorischem Dialogismus und treibt die von ihm gelobte Intersubjektivität zu ihrer politischen Apotheose.

Das Residency Programm ist eine Kooperation zwischen dem Vilém Flusser Archiv an der Universität der Künste Berlin (UdK) und der transmediale, Festival für Kunst und digitale Kultur.

share

Print Friendly, PDF & Email